Konfliktentstehung: Eine einschneidende Erfahrung.
Der eigentliche Zündfunken war eine ganz persönliche Erfahrung mit einer extremen Konfliktsituation, die ich nie wieder vergessen habe und die mich tief berührt hat. Ich war Teil einer Gruppe von tollen und studierten Menschen, die sich prima verstanden – so dachte ich – bis zu dem Tag, an dem sich alles ändern sollte!
Es gab in dieser Gruppe einen schweren Konflikt, der viel persönliches Leid verursachte und die Gruppe letztlich auseinanderbrechen ließ. Ab diesem Zeitpunkt wollte ich verstehen, wie aus einer Gemeinschaft von netten, sympathischen und reflektierten, auch klugen und kommunikativ fähigen Menschen eine so schrecklich verfeindete und sich bekämpfende „Meute“ werden konnte. Ich war selbst hilflos und betroffen. Und der Konflikt war durch kein uns bekanntes Mittel zu lösen. Damals ahnte und wusste ich leider noch nicht, dass es dafür genau dafür extra Konflikt-Spezialisten gab.
Heute weiß ich, in diesem verstrickten Prozess war alles zum Thema Konflikt enthalten, das ich später in der Theorie lernen durfte.
Typische Anzeichen für einen Konflikt
Aus einem Zustand guten Einvernehmens heraus kommt es schleichend, fast unmerklich zu atmosphärischen Veränderungen. Sticheleien häufen sich. Worte liegen auf der Goldwaage. Viel sagende Blicke, plötzliches Verstummen, Missverständnisse. Man fühlt sich unsicher und unfrei und hat das Gefühl nicht mehr wirklich in Kontakt zu sein. Innerlich beschäftigt die Frage: Bin ich empfindlich oder ist da tatsächlich etwas? Und es gibt die Scheu, es anzusprechen, die Sorge, sich vielleicht lächerlich zu machen. Ganz normale sachliche Themen ufern immer wieder unerklärlich aus, Lösungen kommen nicht zustande.
Man fühlt sich unsicher und unfrei und hat das Gefühl nicht mehr wirklich in Kontakt zu sein.
Passiert bis zu diesem Punkt keine Klärung, kommt es zu weiteren Polarisierungen
D. h. zu wechselseitigem Aufrüsten, Suche nach Bündnispartnern und Autoritäten zur Stärkung der eigenen Seite. Je nach Typ und Situation reagieren die Beteiligten mit: offenen Angriffen, Vorwürfen, Verächtlich machen oder kaltem Ignorieren. Innerlich fühlen sie sich bedroht, angespannt, angstvoll, ohnmächtig, wütend oder paralysiert. Stressgefühle und -reaktionen übernehmen die Oberhand. Charakteristisch sind auch der Röhrenblick, Täter und Opfer in wechselnden Rollen, Veränderungen im Selbstbild.
Die Beteiligten schaffen es meist nicht mehr selbst auszusteigen
Ein Ausbruch kann reinigend wirken, oder den Prozess in den Untergrund drängen, wo er dann kalt und chronisch weiterwirken kann. Die Beteiligten schaffen es spätestens dann meist nicht mehr selbst auszusteigen. Sie sind gefangen im Gewinner/Verlierer Spiel. Wird das Ganze nicht irgendwann durchbrochen, z. B. Impulse und Interventionen von außen, drohen Kontaktabbruch, Zerstörung der Beziehungen auf lange Zeit, Krankheit und Depression.
Kämpfen Sie selbst gerade mit einem Konflikt im beruflichen oder im privaten Umfeld? Sie können gerne meinen kostenlosen Newsletter anfordern oder mir einfach einen Kommentar hinterlassen und ich melde mich gerne bei Ihnen zurück.
Schöner Beitrag.
Welche literarischen Werke waren Bestandteil ihrer lehrreichen Theorie?
Im Moment setzte ich mich mit Dale Carnegie und Daniel Goleman auseinander.
Welche Autoren empfehlen Sie zusätzlich?
Schöne und angenehme Webseite haben Sie da. Mit viel Mut zur Leere.
MfG
Raffaele Giovane
Vielen Dank, Herr Giovane, für Ihr freundliches Feedback!
Daniel Goldman steht ja für das Thema Emotionale Intelligenz und Dale Carnegie für Positives Denken. Zum Thema Konfliktlösung kann ich Ihnen z. B. die Bücher von Christoph Thomann zur Klärungshilfe und Friedemann Schulz von Thun für das Thema Kommunikation empfehlen.
Welche Themen interessieren Sie denn genau?
Viele Grüße
Kerstin Pletzer
Danke für die Empfehlungen. Sind jetzt in meiner to-read Liste.
Gute Frage. Im Moment interessieren mich viele Themen.
Vielleicht auch zu viele im selben aufs mal.
Auf dem https://bigi.blog/ schreiben wir Beiträge für Architekturstudenten, um das Studium mit wichtigen Themen zu ergänzen, als Vorbereitung auf den Berufsalltag und eben die Zusammenarbeit mit Menschen und mit sich selbst.
Ich habe auch eine Arbeit über die nötigen Führungskompetenzen der Architekten geschrieben und publiziert.
https://bigi.blog/2018/03/30/die-fuehrungskompetenzen-des-architekten/
Denn das Studium alleine reicht bei weitem nicht aus, um mit Personen Bauwerke zu realisieren.
Da wir im Blog hauptsächlich Hilfe zur Selbsthilfe geben konzentrieren wir uns zuerst auf die Konflikte mit sich selbst. Da wir zuerst in der Selbstkompetenz sattelfest sein sollten, bevor wir andere führen.
Später werden wir vermehrt auf interdisziplinäre Konflikte eingehen.
Aber wenn ich jetzt nur ein Thema auswählen würde dann wäre es:
Wie kann ich Konflikte unter erfahrenen Personen lösen auch wenn ich viel weniger Erfahrung mitbringe?
Viele sagen, dass die Kompetenzen erst mit der Erfahrung kommen, aber trotzdem werden Studienabgänger ohne Coaching und Vorbereitung mit Aufgaben beauftragt, die die Kompetenz voraussetzen. Anstatt dass diese dann Konflikte lösen, geraten sie im Konflikt mit sich selbst und dem erlernten „Traumberuf“
Schönes Wochenende
Raffaele Giovane
Das ist ein interessantes Feld, in dem Sie tätig sind, Herr Giovane. Mit der Selbstkompetenz zu beginnen ist auf jeden Fall der richtige Schritt, weil von da alles ausgeht.
Wenn es darum geht, Konflikte unter anderen Personen zu lösen, ob erfahren oder weniger erfahren, braucht es dazu aber auch meditative Kompetenz. Das Alter spielt vielleicht insofern eine Rolle, als es dann oft leichter ist, von den Streitpartnern in der Rolle als Konfliktlöser oder Mediator akzeptiert zu werden. Ohne diese Akzeptanz von beiden Parteien kann keine Konfliktlösung funktionieren.
Vielleicht wäre es gut, wenn Sie Ihren Studierenden das Thema „Meditative Kompetenzen in der Arbeit als Architekten“ nahebringen?
Viele Grüße
Kerstin Pletzer