Ein schöner Sommerabend. Ein Tisch direkt am See. Soeben hat die Bedienung dir diesen wunderbaren Platz angeboten. In dem Moment steuert jemand an euch vorbei auf genau diesen Tisch zu, lässt sich nieder und will offensichtlich nicht mehr weichen.

Wie reagierst du?

Gehst du in die Auseinandersetzung? Denkst du, das lohnt nicht, ich finde einen anderen Tisch? Versuchst du es freundlich? Gibst du nach, um des lieben Friedens willen und ärgerst dich dann noch tagelang? Wie reagierst du in der Rolle der Kellnerin? Hältst du dich raus? Versuchst du zu vermitteln oder entscheidest du einfach?

Wir können Konflikten nicht entgehen, selbst nicht an einem schönen, lauen Sommerabend. Auch können wir nicht „nicht reagieren“ auf etwas, das in unser Leben tritt, und vielleicht gerade unser Vorhaben stört. Selbst wenn wir völlig passiv bleiben, passiert etwas in uns selbst und zwischen uns und dem anderen. Und es fordert uns heraus, zu reagieren.

In diesem Artikel stelle ich dir drei typische Grundstrategien vor, wie Menschen in Konfliktsituationen reagieren. Keine dieser Strategien ist nur richtig oder nur falsch. Alle haben ihren Sinn, ihre Vor- und ihre Nachteile. Manchmal sind sie angebracht und hilfreich, ein anderes Mal weniger. Der Wert, sie zu kennen, liegt darin, das eigene Verhalten einordnen und variabel damit umgehen zu können. Sie sind inspiriert vom Thomas-Kilmann-Modell und angereichert mit meinen Erfahrungen aus der Kommunikationsberatung und der Klärungshilfe.

Am Ende kannst du gern weitermachen mit dem Selbst-Test, um herauszufinden, zu welcher Strategie du neigst.

Was meine ich mit „Konfliktlösungsstrategie“?

Mit Konfliktlösungsstrategien meine ich keine bewusst überlegten und geplanten Strategien im Umgang mit einer Konfliktsituation. Ich bezeichne damit Reflex- und Handlungsmuster, die wir im Laufe unseres Lebens entwickeln, um mit unangenehmen oder herausfordernden Situationen umgehen zu können.

Konfliktlösungsstrategien sind nicht festgelegt oder statisch. Menschen sind grundsätzlich eine individuelle Mischung aus allem. Je nach Situation, Lebensalter und Beziehung kann mehr das eine und mehr das andere im Vordergrund sein. Es gibt aber bei fast jedem Menschen Grundtendenzen, die besonders dann zutage treten, wenn es stressig wird.

Konfliktstrategien setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen:

Persönlichkeit und Temperament

Introvertierte Personen beispielsweise neigen eher dazu, Konfrontationen zu vermeiden. Sie nehmen generell viele Informationen auf. Unter Druck fällt es ihnen schwer, ihre Gedanken sorgfältig abzuwägen, wie sie es normalerweise gerne tun. Extrovertierte Personen wiederum haben schnell den Impuls, etwas einbringen zu wollen, auch ohne, dass sie im Kopf schon alles klar haben. Sie nehmen sich eher Rederaum.

Biologische Stressreaktionen

Biologische Stressreaktionen haben einen direkten Einfluss auf unser Verhalten in Konfliktsituationen, weil alle Spannungen unsere Alarmglocken anspringen lassen. Du kennst die Reaktionen vielleicht als „Kampf, Flucht oder Lähmung“ (fight, flight or freeze). Sie sind evolutionär bedingt und kommen immer in Gang, wenn der Organismus etwas als Gefahr wahrnimmt.

Der Kampf – Modus ist eine aktive Gegen-Reaktion. In Sekundenschnelle werden Kräfte mobilisiert, um auf einen äußeren Angriff reagieren zu können. In Beziehungen kann das dazu führen, dass eine Person ihre Meinung sehr vehement vertritt und für ihre Interessen kämpft. Ihr Verhalten kann aggressiv wirken. Auf der anderen Seite hilft diese Energie dabei, wichtige Bedürfnisse und Anliegen klar zu kommunizieren und sich zu behaupten.

Wenn kein Kampf möglich scheint, reagiert der Organismus mit dem Flucht-Modus: Er versucht der Situation zu entfliehen. In Auseinandersetzungen kann das heißen, dass jemand schnell nachgibt, sich zurückzieht, schweigt oder die Situation kommentarlos verlässt.

Wenn weder Kampf noch Flucht möglich scheinen, bleibt noch der Paralyse – Modus, das völlige Erschlaffen der Muskeln und der vegetativen Funktionen, was in der Steinzeit immer noch eine kleine Überlebenschance bot. In sozialen Stresssituationen zeigt sich dieser Modus darin, dass man nichts mehr versteht, sich leer oder verwirrt fühlt im Kopf und völlig handlungsunfähig.

Lebenserfahrungen

Wir lernen Konfliktverhalten von Anfang an. Schon als Baby erfahren wir ganz unmittelbar, wie unsere Umgebung mit unseren Bedürfnissen und Wünschen umgeht, und müssen lernen, dass diese auch nicht immer zur Verfügung steht. Wir beobachten, wie unsere wichtigen Bezugspersonen mit Konflikten umgehen und ahmen das nach. Es entwickeln sich Verhaltensmuster je nachdem, was für uns gut funktioniert oder auch nicht. Diese Verhaltensmuster sind uns irgendwann nicht mehr bewusst, da sie für uns die Normalität darstellen. Umso schwerer fällt es uns manchmal zu akzeptieren, dass andere Menschen andere Verhaltensmuster haben.

Menschen, die in ihrer Vergangenheit negative Erfahrungen oder sogar Gewalt erlebt haben, können dazu neigen, jegliche Konfrontation zu vermeiden oder sofort nachzugeben. Wer früh für Ellenbogen–Mentalität gelobt und bestärkt wurde und bei dem es Erfolg hatte, bildet möglicherweise diese Seite mehr aus. 

Wir lernen ein anderes Verhalten, wenn wir in einer Umgebung aufwachsen, in der lautes, lebhaftes Streiten dazugehört, als in einer Kultur, in der Menschen sehr kontrolliert und gefasst mit allem umgehen.

Beziehungsdynamik 

Auch die Beziehung zu den jeweiligen Konfliktpartnern spielt eine große Rolle. Wenn uns jemand sehr wichtig ist, kann es dazu führen, eher nachzugeben oder einzulenken. Ungleiche Machtverhältnisse wie zum Beispiel am Arbeitsplatz oder in der Familie können dazu führen, dass wir uns weniger trauen, etwas zu sagen, vorsichtiger sind oder mehr taktieren.

Auch die Dynamik in der Beziehung spielt eine Rolle: So kann es passieren, dass jemand lange sehr nachgiebig und gewährend ist. Dabei bleiben aber in der Regel die eigenen Bedürfnisse auf der Strecke. Ärger sammelt sich an und läuft irgendwann über. Der andere wundert sich dann, warum dieser freundliche Mensch auf einmal so aggressiv wird.

Zusammengefasst:

Konfliktstrategien sind eine Mischung aus persönlichen Reflexen, gelerntem Verhalten und einer wechselseitigen Dynamik in einer Stresssituation. Auch wenn wir immer eine Mischung sind aus verschiedenen Facetten, so neigen wir doch typischerweise zu einem bestimmten Muster. Wenn wir uns ganz ehrlich danach fragen, wissen wir meist, welches Muster das ist. Schauen wir uns diese jetzt einmal etwas genauer an.


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Drei grundlegende Konfliktlösungsstrategien

Konfliktlösungsstrategie: Protektiv

Konfliktlösungsstrategie Protektiv Kerstin Pletzer

Menschen mit dieser Konfliktlösungssstrategie wirken oft wie der Fels in der Brandung. Wo andere sich aufregen, werden sie ruhig und sagen erst einmal nichts. Sie wissen, dass es oft die Aufregung nicht lohnt. Sie können Ruhe bewahren und abwarten. Das verschafft in herausfordernden Situationen Zeit zum Nachdenken und schützt Beziehungen vor Verletzungen und Eskalationen.

Die Kehrseite: Starke Gefühlsäußerungen sind Menschen mit dieser Strategie oft unangenehm. Stress führt zur reflexartigen Rückzug nach innen, was von außen vermeintlich wie Ruhe aussehen kann. Es kann auch dazu führen, dass sie wirken, als seien sie nicht richtig da oder würden einfach nur abblocken. Die äußerliche Ruhe kann in Beziehungen die Probleme noch mehr anfachen, weil andere sich dadurch provoziert und nicht gesehen oder gehört fühlen.

Konfliktlösungsstrategie: Empathisch

Konfliktlösungsstrategie Empathisch Kerstin Pletzer

Wer zu dieser Konfliktlösungsstrategie neigt, stellt Harmonie und Gemeinschaft ganz nach oben. Menschen mit dieser Strategie verfügen über die hohe soziale Fähigkeit, die eigenen Interessen unterordnen zu können, ohne sich gleich als Verlierer zu fühlen. Damit sind sie perfekte Team-Player. Sie spüren sensibel, was für das Gegenüber und sein Wohlergehen wichtig ist. Sie können eine angenehme Atmosphäre herstellen und suchen meist den Kompromiss.

Die Kehrseite: Weil sie sehr mit den Meinungen, Äußerungen und Handlungen der anderen beschäftigt sind, finden sie manchmal ihre eigene Position nicht. Sie wirken dann auf andere verschwommen und ohne ein klares Profil. Im Kontakt mit einem kompetitiven Typus fühlen sie sich schnell an die Wand gedrückt und ohnmächtig, und kommen mit berechtigtem Ärger nicht zum Zuge.

Konfliktlösungsstrategie: Kompetitiv

Konfliktlösungsstrategie Kompetitiv Kerstin Pletzer

Menschen mit dieser Konfliktlösungsstrategie können sich gut abgrenzen und behaupten. Sie messen sich gern und teilen großzügig Kritik aus. Entscheidungen fallen ihnen leicht. Sie haben in der Regel viel Energie und Lust, Neues auszuprobieren. Sie haben meist klare Ziele und verfolgen sie entschlossen und effektiv. Daher fühlen sich Menschen mit dieser Strategie auch in Führungspositionen oder in der Selbstständigkeit am wohlsten. Oder sie gründen gleich ihr eigenes Unternehmen. Probleme werden gern weg organisiert oder durch Strukturen und Regeln gelöst.

Die Kehrseite: Im Zwischenmenschlichen sind Menschen mit dieser Strategie oft zu ungeduldig und zu dominant. Weil ihnen zügige inhaltliche Entscheidungen wichtiger sind als die Frage, ob alle dabei mitkommen, nehmen sie auch mal in Kauf, dass andere sich abgebügelt fühlen. Ihnen fehlen dann irgendwann Zwischentöne, andere Perspektiven und wirklicher Kontakt.

Was ist dein Muster?
Protektiv, empathisch oder kompetitiv?

Ich vermute, dass du schon eine Idee hast dazu. Es geht nicht darum, eine Schublade aufzumachen. Wir sind immer eine gute Mischung von allem. Zusätzlich verhalten wir uns je nach Situation und Beziehung immer wieder anders. Meist haben wir aber eine bestimmte Präferenz, die sich bei Herausforderungen zeigt. Und oft haben wir immer wieder Schwierigkeiten mit einem bestimmten Typ Mensch. Oft ist es jemand, der eine gegensätzliche Konfliktlösungsstrategie hat.

Nehmen wir noch einmal das Eingangsbeispiel:

Ein typisches Muster wäre zum Beispiel, den Tisch um des lieben Frieden willens aufzugeben (empathisch) zugunsten einer Person, die dominant auftritt, und in dem Moment ihre Bedürfnisse besser behaupten kann (kompetitiv). Typischerweise trägt man dann lange Ärger mit sich herum über dieses unmögliche Verhalten. Der Konflikt wird außen nicht geführt und nach innen verlagert. Statt uns mit der Konkurrenz um den Tisch auseinanderzusetzen, verlagern wir den Konflikt nach innen, und schimpfen mit uns selbst. Ein anderes Muster wäre es, wenn eine Begleitung einen Beteiligten wegzieht, aus Sorge vor einer Konfrontation (protektiv).

Mir geht es nicht darum zu sagen, dass es Strategien gibt mit Erfolgsgarantie. Wenn wir uns Raum teilen mit anderen Menschen, werden wir immer auf unterschiedliche Weise aufeinandertreffen, mit unseren Bedürfnissen, Wünschen und mit unserem Anders–Sein. Mir geht darum, aufzuzeigen, dass wir uns mit unseren Reflexen und Verhaltensmustern manchmal selbst im Wege stehen und Möglichkeiten Stand zu halten oder zu verhandeln nicht sehen, ohne dass uns das bewusst ist.

Konfliktlösungsstrategien: Die eigenen Muster kennen

Der erste Schritt dafür ist es, sich mit den eigenen Mustern zu beschäftigen. Und genau dafür habe ich den kurzen Gratis Selbst-Test entwickelt, mit dem du ganz einfach in 5 Minuten herausfindest, wo deine TOP-Konfliktlösungsstrategie liegt, was ihre Vorteile und ihre Nachteile sind, und in welchen Bereichen du dich entwickeln darfst.

Ein Test bildet natürlich nie die Einzigartigkeit und Individualität jedes Menschen und jeder Situation ab. Typologien sind immer auch Vereinfachung und Systematisierung und decken nicht jede Frage ab. Andererseits sind sie auch Orientierung und Hilfe, um bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Phänomene in uns selbst und in der Welt besser zu verstehen.

Wenn du weißt, zu welchem Verhalten in Konfliktsituationen du reflexhaft neigst, und warum es mit bestimmten Typen immer wieder schwierig ist, kannst du etwas daran ändern. Du bekommst ein besseres Gespür für dich und andere. Deine Beziehungen werden sich Schritt für Schritt verändern.

Konfliktlösungsstrategien: Alle haben Stärken und Schwächen

Weil uns unser eigenes Verhalten so selbstverständlich ist, wie dem Fisch das Wasser, das ihn um gibt, sehen wir oft nur das, womit wir nicht zufrieden sind. Die positiven Wirkungen unseres Verhaltens in Beziehungen sind uns oft weniger klar.

So ist es eine große Stärke, für Harmonie und Ausgleich sorgen zu können. Genauso wie die Fähigkeit, erst einmal abwarten zu können oder sich selbstbewusst behaupten. Schwierig wird es immer nur, wenn wir einseitig werden und auf Autopilot laufen.

Es ist nützlich, diese Strategien zu kennen, weil jede einzelne ein Versuch ist, die Situation zu lösen. Nur missverstehen wir häufig die Lösungsversuche des anderen als Kampfansage. Einfach, weil wir im Stressmodus sind, und weil uns die Strategie des anderen fremd ist.

Darüber hinaus ist in jeder Konfliktstrategie auch ein Entwicklungsthema verborgen. Konflikte sind im Grunde genau der Widerstand, den das Leben uns bietet, an dem wir intensiv erfahren können, wer wir sind, und wie wir uns weiter entwickeln können. 

Wenn wir unsere „Erstreaktion“ bei Herausforderungen kennen, gewinnen wir Freiheit. Denn das ist der erste Schritt, nicht davon mitgerissen zu werden, und aus Angst oder Wut heraus blindlings zu handeln.

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Herzlichst

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Bildnachweis

Titel: couple-having-argument- ▪︎ freepik.com

Grafiken Konfliktlösungsstrategien: eigenes Material

Foto Selbstcheck: eigenes Material

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