Die meisten von uns kennen die verletzte Seite eines Vertrauensbruchs nur zu gut: Der Schock, die Leere, der Moment, in dem alles ins Wanken gerät. Wenn jemand, dem wir nahe standen, lügt, betrügt oder etwas Entscheidendes verschweigt, fällt oft nicht nur das Vertrauen in die Beziehung, sondern auch in uns selbst.

Doch es gibt auch die andere Seite. Die Seite derer, die Vertrauen brechen. Eine Seite, über die selten gesprochen wird. Nicht, weil sie unwichtig wäre – sondern weil sie unbequem ist. Weil wir oft lieber wütend sind, als zu verstehen. Und weil es leichter scheint, Schuld zuzuweisen, als sich der Komplexität zu stellen.

Warum verraten Menschen andere, selbst wenn sie sie lieben? Warum schweigen sie, lügen, führen Doppelleben oder flüchten, statt ehrlich zu sein?

In diesem Artikel möchte ich dich mitnehmen auf eine Reise in die „andere Seite“ des Vertrauensbruchs – die Seite derer, die verletzt haben. Nicht zur Entschuldigung, sondern zur Klärung. Denn hinter einem Vertrauensbruch steckt selten nur Bosheit. Oft sind es Unsicherheit, Angst, Überforderung oder alte Muster, die dazu führen, dass jemand sich entzieht, lügt oder flüchtet.

Vielleicht hilft genau dieser Blick, eigene Erfahrungen besser zu verstehen und bewusster zu entscheiden, wie es weitergeht.

1 Vertrauen brechen heißt nicht zwangsläufig, Böses im Sinn zu haben

Wenn jemand Vertrauen bricht, wirkt das nach außen oft wie eine klare Entscheidung. Eine Grenze wurde überschritten, ein Versprechen gebrochen, eine Wahrheit verschwiegen. Und ja, das verursacht oft großen Schaden in der Beziehung. Aber nicht jeder, der Vertrauen bricht, tut das mit der Absicht, zu verletzen.

Vielleicht hast du es schon einmal beobachtet: Eine Freundin verstrickt sich in eine Affäre, nicht, weil sie ihre Beziehung zerstören will, sondern weil sie sich schon lange übersehen fühlt. Ein Kollege verschweigt etwas, weil er Angst hat, in Konflikt zu geraten. Oder ein Familienmitglied zieht sich zurück, statt offen über Spannungen zu sprechen.

Vertrauen brechen passiert oft nicht aus Berechnung, sondern aus Überforderung. Aus Angst, aus innerer Leere oder aus dem Wunsch, etwas aufrechtzuerhalten, das eigentlich nicht mehr stimmt. Und manchmal passiert es auch einfach, weil jemand es nie gelernt hat, anders mit Nähe, Konflikten oder Schuld umzugehen.

Für die verletzte Seite ist das kaum tröstlich. Doch es hilft, den Blick zu weiten. Denn wer Vertrauen bricht, handelt nicht immer gegen den anderen – manchmal handelt er nur für einen kurzen Moment für sich selbst.

Das rechtfertigt nichts. Aber es erklärt, warum ein Mensch, der eigentlich liebt, plötzlich etwas tut, das Liebe infrage stellt.

Vielleicht liegt darin ein Schlüssel: Nicht alles, was uns verletzt, war dazu gedacht, uns zu verletzen. Manches ist der Ausdruck von innerer Not und nicht von Gleichgültigkeit.

2 Warum Menschen Vertrauen brechen: Fünf häufige Motive

1. Angst vor Ablehnung

Einer der häufigsten Gründe, warum Menschen Vertrauen brechen, ist Angst.
Angst, jemanden zu enttäuschen, abgelehnt zu werden oder nicht mehr geliebt zu sein. Statt offen über Zweifel oder Bedürfnisse zu sprechen, wird geschwiegen oder beschönigt – bis eine Lüge oder ein Verrat unausweichlich scheint.

In Wahrheit geht es nicht um Bosheit, sondern um Flucht. Vor dem Schmerz, den man dem anderen nicht zumuten will. Oder vor dem, den man selbst nicht aushält.

2. Unerfüllte Bedürfnisse und emotionale Leere

Manche Vertrauensbrüche entstehen aus einem Gefühl des Mangels: zu wenig Nähe, zu wenig Anerkennung, zu wenig Verbindung. Wer sich innerlich leer fühlt, sucht manchmal im Außen nach einem schnellen Ersatz, sei es in einer Affäre, im Verschweigen oder im Rückzug.

Der Vertrauensbruch ist dann nicht Ursache, sondern Symptom. Er zeigt, dass etwas lange ungesagt geblieben ist.

Das bedeutet nicht, dass die Beziehung daran schuld ist.
Aber es zeigt, dass etwas im Inneren aus dem Gleichgewicht geraten ist.

3. Alte Muster aus der Kindheit oder aus vergangenen Beziehungen

Wer als Kind gelernt hat, dass Nähe unsicher oder Liebe an Bedingungen geknüpft ist, kann später Schwierigkeiten haben, sich verbindlich und ehrlich auf andere einzulassen. In solchen Fällen wird Nähe oft als bedrohlich empfunden, auch wenn sie gewünscht ist.

Doch solche Muster können nicht nur aus der Kindheit stammen. Auch Verletzungen aus früheren Beziehungen hinterlassen Spuren. Vielleicht ist jemand betrogen worden und trägt unbewusst die Angst in sich, wieder enttäuscht zu werden. Vielleicht wurde Nähe mit Kontrolle verwechselt und deshalb entsteht heute schnell der Impuls, sich zu entziehen.

„Verletzte Menschen verletzen.“

Dieser Satz beschreibt eine Dynamik, die in vielen Beziehungen wirkt, ohne dass sie bewusst wahrgenommen wird. Was nicht verarbeitet wurde, drängt nach Ausdruck, manchmal in der nächsten Verbindung, mit einem neuen Menschen, der eigentlich nichts mit der alten Wunde zu tun hat.

Menschen mit solchen Prägungen neigen dazu, sich zurückzuziehen, zu lügen oder zu sabotieren, nicht, weil sie nicht lieben, sondern weil sie Angst haben, wieder verletzt zu werden. Leider tun sie dabei oft genau das, wovor sie sich selbst fürchten: Indem sie Vertrauen brechen, zerstören sie das, was sie eigentlich haben möchten.

4. Mangelnde Selbstkenntnis oder Impulsivität

Manche Menschen brechen Vertrauen, weil sie sich selbst kaum kennen. Sie handeln impulsiv, ohne die Folgen zu bedenken  und stehen dann fassungslos vor dem Scherbenhaufen.
Es fehlt nicht an Gefühlen, sondern an Bewusstsein: über sich selbst, über die Wirkung des eigenen Verhaltens und über das, was Vertrauen im Kern bedeutet.

5. Rückzug statt Konfrontation

Wenn Konflikte vermieden werden, kann Schweigen irgendwann zum Verrat werden. Viele Menschen haben nie gelernt, Streit auszuhalten oder Bedürfnisse klar zu äußern. Stattdessen ziehen sie sich innerlich zurück und treffen Entscheidungen im Verborgenen.

Der Vertrauensbruch entsteht dann nicht im Streit, sondern im Schweigen. Und oft merkt der andere erst sehr spät, wie weit sich etwas entfernt hat.
Besonders Menschen mit protektiven Konfliktstrategien neigen dazu.

Nicht jeder Vertrauensbruch lässt sich in eine Schublade stecken. Aber viele entstehen nicht aus einem Mangel an Liebe, sondern aus einem Mangel an innerer Klarheit, Reife oder Mut. Das macht die Verletzung nicht kleiner, aber manchmal etwas verständlicher.

3 Vertrauen brechen: Wenn es um Macht und Kontrolle geht

Nicht immer ist es Angst, Überforderung oder alten Wunden, dass jemand das Vertrauen anderer verletzt.
Manchmal ist es strategische Eigennützigkeit und Kalkül.

Leider gibt es auch Menschen, die bereit sind, über Leichen zu gehen, um ihre Ziele zu erreichen und die keine Skrupel haben, Vertrauen dafür gezielt zu missbrauchen. Sie stellen Nähe her, nur um sie im entscheidenden Moment als Druckmittel zu nutzen. Sie lügen, manipulieren oder stiften emotionale Verwirrung, nicht aus Hilflosigkeit, sondern aus Berechnung.
Es geht ihnen nicht um Beziehung, sondern um Kontrolle.


Exkurs: Der D-Faktor – wenn dunkle Anteile dominieren

Die Professoren Ingo Zettler und Morten Moshagen haben unter dem Begriff des D-Faktors (Dark Factor of Personality) eine Reihe von Persönlichkeitseigenschaften beschrieben, die solchen Verhaltensweisen zu Grunde liegen:
„Egoismus, Gehässigkeit, Machiavellismus, moralische Enthemmung, Narzissmus, Psychopathie, Sadismus, übersteigerte Selbstbezogenheit und Anspruchsdenken.“
Diese Eigenschaften haben potenziell alle Menschen in sich. Je stärker dieser Faktor ausgeprägt ist, desto wahrscheinlicher werden strategisches, rücksichtsloses und manipulatives Verhalten, auch in engen Beziehungen.
Bei manchen Menschen sind diese Züge besonders stark. Sie besitzen oft hohe emotionale Intelligenz, doch ihre Empathie dient nicht dem Mitgefühl, sondern der Manipulation.
Für sie ist Vertrauen kein Wert, sondern ein Werkzeug.
Wer so handelt, verletzt nicht aus Versehen, sondern systematisch.


Typisches Verhalten bei strategischem Vertrauensbruch

  • wiederholtes Lügen ohne echte Reue
  • Schuldumkehr („Wenn du nicht so empfindlich wärst …“)
  • Abwertung und Verwirrung bei Rückfragen
  • gezielte Verunsicherung, etwa: „Kein Wunder, dass andere dich auch so sehen.“

Solche Muster bewegen sich in Richtung Gaslighting – einer Form psychologischer Manipulation, bei der gezielt das Selbstwertgefühl und die Wahrnehmung des anderen untergraben werden. Ziel ist die Kontrolle über Denken, Fühlen und Verhalten des Gegenübers.

Natürlich entstehen solche Verhaltensweisen nicht im luftleeren Raum. Sie haben oft biografische Wurzeln und werden durch bestimmte soziale Dynamiken begünstigt. Gleichzeitig streben Menschen mit ausgeprägtem „D-Faktor“ machtvolle und führende Positionen an und sind auch häufig sehr erfolgreich darin, diese zu erreichen. In diesen Positionen haben sie dann noch mehr Möglichkeiten, sich auszuleben.

Für Menschen, die in ihren Dunstkreis geraten, und darunter leiden, ist Klarheit gefragt.

Gerade empathische Menschen, die das Gute im anderen sehen wollen, neigen dazu, zu lange zu bleiben und zu viel zu verstehen. Das betrifft oft Menschen mit empathischen Konfliktstrategien besonders.

Doch:

Es ist kein Zeichen von Reife, alles verstehen zu wollen.
Es ist ein Zeichen von Selbstschutz, zu erkennen, wenn dich jemand nicht als Gegenüber, sondern als Spielfläche benutzt.

Bücher wie das gerade sehr aktuelle „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman erinnern uns daran, dass der Mensch grundsätzlich zur Kooperation fähig ist.
Und ja – das ist ein wichtiger, hoffnungsvoller Gedanke

Aber er schließt nicht aus, dass es Menschen gibt, die Vertrauen vorsätzlich missbrauchen, um Kontrolle zu gewinnen und sich dabei keine Fragen stellen.

Sie sind selten.
Aber sie existieren.
Und wir sollten lernen, sie zu erkennen.

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4 Vertrauen brechen – und es selbst kaum verstehen

Wer verletzt wurde, sucht oft nach einer Erklärung. Und manchmal ist es das Schweigen nach dem Vertrauensbruch, das am meisten schmerzt.

Doch auf der anderen Seite herrscht nicht selten ein ähnliches Chaos, nur mit anderem Vorzeichen.

Menschen, die Vertrauen gebrochen haben, ohne es zu wollen, erleben oft ein Wechselbad aus Scham, Reue und Rückzug. Sie wissen, dass sie etwas zerstört haben, und sie wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Statt sich zu entschuldigen, ziehen sie sich zurück. Statt zu erklären, verstummen sie.
Nicht, weil ihnen alles egal ist, sondern weil sie sich selbst kaum ertragen.

Wer Vertrauen bricht, sieht sich plötzlich mit einer Seite von sich selbst konfrontiert, die schwer auszuhalten ist. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas tun würde“, sagen viele. Oder: „Ich weiß selbst nicht, warum ich das gemacht habe“.

Diese innere Sprachlosigkeit ist kein Freibrief. Aber sie erklärt, warum es so oft keine echte Aufarbeitung gibt: Nicht jeder Mensch kann mit der Scham leben, jemandem wehgetan zu haben, besonders dann, wenn die Gefühle für die verletzte Person echt waren.
Das Schuldgefühl wird dann nicht in eine Entschuldigung verwandelt, sondern in Selbstverachtung. Und aus dieser heraus entsteht nicht selten passives Verhalten: Rückzug, Vermeidung, Leugnung. All das kann nach außen wie Gleichgültigkeit wirken – ist aber oft ein Ausdruck von Hilflosigkeit.

Gleichzeitig gibt es auch Menschen, die nach einem Vertrauensbruch zutiefst bereuen, aber nicht wissen, wie sie den ersten Schritt machen sollen. Die Angst, erneut abgelehnt zu werden, hält sie davon ab, sich zu zeigen. Oder sie glauben nicht, dass sie eine zweite Chance verdient haben.

Für die verletzte Seite ist das schwer zu sehen. Doch vielleicht hilft dieser Blick: Nicht jeder Mensch, der dich verletzt hat, hat aufgehört, dich zu mögen. Manche haben einfach nie gelernt, wie man mit Nähe, Schuld oder Verantwortung gut umgeht. Und genau da liegt der Punkt, an dem echte Veränderung beginnen kann. Wenn der Wille da ist, sich dem wirklich zu stellen.

5 Verantwortung übernehmen: Was echte Reue bedeutet

Viele Menschen bereuen, wenn sie Vertrauen gebrochen haben. Aber nicht jede Reue führt zu Veränderung.

Verantwortung zu übernehmen heißt mehr, als nur „Es tut mir leid“ zu sagen. Es bedeutet, die volle Tragweite des eigenen Handelns anzuerkennen – und sich den Folgen zu stellen. Nicht nur für einen Moment, sondern über Zeit.

Echte Reue zeigt sich nicht nur im Gefühl, sondern im Verhalten. Sie zeigt sich darin, dass jemand aufrichtig zuhört, nicht verteidigt. Dass er nicht kleinredet, was geschehen ist. Dass er nicht auf Vergebung drängt, sondern Geduld zeigt.

Wer das Vertrauen eines anderen getäuscht hat, muss verstehen: Entschuldigen heißt nicht, einen Schlussstrich zu ziehen. Es heißt, den Raum aufzumachen, in dem Heilung überhaupt erst möglich wird.
Vielleicht hast du es selbst schon erlebt: Jemand hat dich verletzt und sich schnell entschuldigt, fast schon routiniert. Doch statt Erleichterung bleibt ein schales Gefühl zurück. Warum? Weil du spürst, dass es nicht um dich geht, sondern um das schnelle Ende des Konflikts.

Echte Verantwortung fühlt sich anders an. Sie bleibt stehen, auch wenn es weh tut. Sie fragt nicht: „Wann bist du wieder okay?“ – sondern: „Was brauchst du, damit du überhaupt wieder vertrauen kannst?“
Für denjenigen, der Vertrauen gebrochen hat, ist das ein unbequemer Weg. Es bedeutet, die eigene Unsicherheit auszuhalten, ohne sich zu rechtfertigen. Es bedeutet, Schuld zu tragen, ohne sich selbst zu kasteien.

Und es bedeutet, anzuerkennen, dass Vergebung nicht erzwungen werden kann, dass der andere Zeit braucht und vielleicht nie wieder ganz so fühlt wie vorher.

Wer das aushält, wer nicht ausweicht, sondern bleibt, zeigt damit vielleicht den ersten Schritt zu einer neuen Form von Verlässlichkeit. Einer, die nicht auf Perfektion baut, sondern auf Aufrichtigkeit.

Wie man lernt, Vertrauen nicht wieder zu brechen

Vertrauen zu brechen ist manchmal ein einmaliger Fehler, aber oft auch ein wiederkehrendes Muster. Wer ehrlich zu sich ist und nicht denselben Weg noch einmal gehen will, muss sich fragen: Was in mir hat mich dazu gebracht, so zu handeln?

Die gute Nachricht ist: Menschen können sich verändern. Nicht von heute auf morgen, aber Schritt für Schritt. Und Veränderung beginnt nicht mit einer Entschuldigung, sondern mit einem ehrlichen Blick nach innen.

Der erste Schritt ist Selbstreflexion. Nicht im Sinne von Selbstanklage, sondern im Sinne von echtem Verstehen:
– Habe ich Angst vor Nähe?
– Reagiere ich impulsiv, wenn ich mich überfordert fühle?
– Versuche ich, Konflikte zu vermeiden – auch auf Kosten von Ehrlichkeit?

Wer Vertrauen nicht wieder brechen will, muss lernen, mit innerem Druck umzugehen, bevor er sich in äußeres Verhalten übersetzt. Das bedeutet: innehalten, bevor man sich entzieht. In sich gehen, bevor man lügt. Grenzen setzen, bevor man sie klammheimlich übertritt.

Auch emotionale Regulation spielt eine große Rolle. Viele Vertrauensbrüche entstehen in Momenten der Unklarheit oder des Affekts. Wer sich selbst besser kennt, lernt, solche Momente zu erkennen und sich bewusst anders zu verhalten.

Hilfe von außen kann dabei entscheidend sein. In einer Therapie, einem Coaching oder durch ehrliches Feedback können blinde Flecken sichtbar werden. Und manchmal reicht schon ein guter Satz von einem Gegenüber, um Dinge neu zu verstehen.

Vertrauen nicht zu brechen, ist kein Zustand, sondern eine Haltung. Eine Entscheidung, sich der eigenen Unreife, Angst oder Unsicherheit nicht mehr auszuliefern, sondern sie bewusst zu hinterfragen.

Es braucht Mut, Geduld und oft mehr als einen Versuch. Aber genau darin liegt die Chance: aus einem Fehler einen Wendepunkt zu machen.

Fazit: Verstehen bedeutet nicht, alles zu verzeihen

Dieser Artikel war für dich. Für dich, wenn du den Mut hast, nicht nur auf deine Wunde zu schauen, sondern auch auf das, was sie ausgelöst hat. Für dich, wenn du dir selbst oder jemand anderem aufrichtig begegnen willst – nicht mit Härte, sondern mit Klarheit.

  • Es ist nicht leicht, auf die andere Seite eines Vertrauensbruchs zu schauen. Vieles in uns möchte lieber beim Schmerz bleiben, bei der Enttäuschung, bei der Wut. Und das ist verständlich – denn wer verletzt wurde, hat jedes Recht auf diese Gefühle.
  • Doch wer sich traut, genauer hinzusehen, erkennt oft: Viele Vertrauensbrüche geschehen nicht aus Bosheit, sondern aus innerem Chaos. Aus Angst, aus Überforderung, aus alten Wunden. Oder schlicht aus dem Umstand, dass zwei Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen, Bedürfnissen und Geschichten aufeinandertreffen – ohne es zu wissen.
  • Denn manchmal verletzen wir das Vertrauen eines anderen, ohne es zu wollen. Nicht, weil wir gleichgültig sind, sondern weil wir nicht wissen, was in ihm berührt wird, welche alten Erfahrungen wir unbeabsichtigt auslösen oder welche Erwartungen er still an uns richtet.
  • Auch das gehört zur Wahrheit: Selbst mit guter Absicht, Achtsamkeit und Liebe ist niemand davor gefeit, einen anderen zu verletzen. Und niemand ist davor sicher, selbst verletzt zu werden. Vertrauen bleibt verletzlich – gerade, wenn es echt ist.
  • Verstehen heißt nicht, alles zu entschuldigen. Es heißt, bewusster zu entscheiden: Will ich loslassen? Will ich heilen? Will ich Verantwortung übernehmen – für das, was war, und für das, was ich daraus mache?

Vertrauen kann zerbrechen. Aber es kann auch wachsen – aus genau den Rissen, durch die wir einander wirklich sehen.

P.S: Mein ganz persönlicher Tipp zum Schluss

Egal, ob du gerade unter einem Vertrauensbruch leidest, weil du verletzt wurdest oder weil du selbst jemanden enttäuscht hast: Gefühle brauchen Raum.
Ein wunderbares Lied, das mich immer wieder daran erinnert, dass dieser Schmerz menschlich ist – und heilbar – ist „Everybody Hurts“ von R.E.M.

Lass es zu. Sing mit. Lass es fließen. Und vielleicht findest du genau dort wieder Zugang zu dir selbst.

Herzlichst

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Bildnachweis

Titel: cottonbro studio from Pexels@canva

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