Ein turbulentes Jahr geht zu Ende.
„Wie ich das Jahr mit meinem Team abschließe? – Gute Frage. Darüber habe ich überhaupt noch nicht nachgedacht.“ So oder ähnlich habe ich es in den letzten Wochen in meinen Coachings oft gehört.
Grund genug das Thema mit meiner Supervisionskollegin Lioba Heinzler aufzugreifen. Im neuesten Supervisionsimpuls gehen wir der Frage nach, warum es gerade jetzt wichtig ist, das Jahr gut abzuschließen und und wie das unter Social-Distancing Bedingungen gelingen kann.
Im Video sehen Sie das vollständige Gespräch. Es dauert etwa 20 Minuten. Wenn Sie lieber lesen, finden Sie unten eine Zusammenfassung.
Hier sehen Sie das ganze Gespräch.
Zusammenfassung
Ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Jahr liegt hinter uns. Es war ein schwieriges, ein hartes Jahr für viele Menschen. Seit Monaten befinden wir uns im Krisenmodus. Wir denken nur von Woche zu Woche, hangeln uns an den sich immer wieder verändernden Gegebenheiten entlang.
Auch unter anderen Umständen ist der Dezember eine gut gefüllte und anstrengende Zeit. Aber wir wissen: Wir sind im Landeanflug des Jahres. Ein Ende des Stress ist absehbar, und dann kommt die Weihnachtspause. Mit Blick auf die freien Tage lassen sich auch Arbeitsspitzen gut zu bewältigen.
In diesem Jahr ist es anders.
Die gewohnten Rhythmen sind ausgehebelt, das Zeitgefühl ist verändert, ver-rückt im wahrsten Sinne des Wortes. Das hat zur Folge, dass wir unsere gewohnten Abläufe und Rituale vergessen oder diese in den Hintergrund geraten. Dabei sind sie unbedingt notwendig für unser Wohlbefinden, geben Sicherheit und helfen in Stressituationen.
Alle gute Entwicklung läuft in zyklischen Kreisläufen oder Stufen ab.
Die Bedeutung von Phasen und Übergangsriten können wir gut den Abläufen in der Natur abschauen.
Frühling
Die Zeit der höchsten Energie. Mit den ersten Sonnenstrahlen beginnt alles auszutreiben. Es bilden sich Triebe, Blätter und Blüten Alles schiesst und sprießt und wächst, ist frisch und grün. Symbolisch steht das Frühjahr für Inspiration, Frische und Kreativität.
Sommer
Die Zeit, wo die Früchte wachsen und reifen. Der Sommer steht für Lebendigkeit, Fokus, Leistungs-Orientierung und Ergebnisse. Im Spätsommer werden die Ergebnisse noch mal überprüft, vertieft und optimiert
Herbst
Die Zeit der Ernte, des Sammelns und des Verteilens der Früchte oder Ergebnisse. Der Herbst steht für das Feiern, das Würdigen, für Dank und Austausch.
Spätherbst und Winter
Die Zeit, wo sich die Pflanzen in die Erde zurückziehen. Sie sammeln ihre Kräfte, um im Frühjahr erneut auszutreiben. Der Winter steht für Abstand, Ruhe und Zeit. Symbolisch steht der Winter für Ergebnissicherung, das Schauen von oben und außen auf die Dinge, für Reflexion und Setzen-Lassen.
Alle Phasen sind aufeinander bezogen und durch Übergänge verbunden.
Die Überbetonung einer Phase führt zu Ungleichgewicht und Stagnation. Diese Prinzip gilt nicht nur für Lebewesen, sondern auch für alle kreativen, mentalen und sozialen Prozesse. Alles entfaltet sich am besten, wenn es eine Balance/ einen Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe gibt. Rituale dienen als Übergangshelfer.
Im „Sommer-Leistungsmodus“ stecken bleiben
In diesem Jahr haben wir alle viel Kraft mobilisiert. Wir waren und sind weiterhin gefordert, immer neue „Früchte“, das heißt Problemlösungen hervorzubringen, eine Dauerschleife von Aktivität und Leistung. Wir stecken weiter in der „Energie des Sommers“ fest und laufen Gefahr, uns komplett auszupowern. Und je ausgepowerter wir sind, desto weniger schaffen wir es, diesen Modus zu verlassen. Kein Wunder, dass viele jetzt zum Jahresende nicht mehr wissen, woher sie ihre Kraft nehmen sollen. Es scheint alles verbraucht.
Die Lösung liegt im Gegengewicht, im Herbst- und Wintermodus: Im Einsammeln, Verteilen, Sichern, Würdigen, Feiern und Reflektieren. Weihnachtsfeiern, Adventsfeiern, Weihnachtsansprachen und Jahresabschluss-Meetings sind hilfreiche Rituale dafür. Auch wenn es nicht möglich ist, sich dieses Jahr in der gewohnten Form zu treffen, müssen sie nicht ersatzlos ausfallen.
Zurückblicken und Feiern. Gerade jetzt.
Welche Möglichkeiten gibt es in diesem ver-rückten Jahr?
Falls Sie zu zweit sind oder ein kleines Team, ist es vielleicht möglich, sich in Präsenz zu treffen. Nehmen Sie sich Zeit für eine gemeinsame Reflexion über das vergangene Jahr. Auch wenn Sie denken, Sie hätten schon so viel darüber gesprochen – mit vorbereiteten Fragen haben Sie eine andere Perspektive und kommen auf andere Ergebnisse.
Ansonsten ist es der einfachste und im Moment vielleicht sogar beste Weg, sich virtuell für eine Auswertung oder eine Weihnachtsfeier zu treffen. Auch Bereiche, wo die Mitarbeitenden weiterhin vor Ort und im direkten Kundenkontakt arbeiten. haben sich in diesem Jahr digitale Kanäle erschlossen.
Wichtig für Chef:innen: Geben SIE den Impuls. Ihre Mitarbeitenden orientieren sich an Ihnen.
Auswerten und sichern
Unabhängig davon, wie Sie sich treffen, ist es hilfreich, die Ergebnisse zu visualisieren (den „Erntekorb füllen“ und Austauschen). Vielleicht haben Sie ein Flipchart oder virtuelles Whiteboard, wo Sie die Punkte schriftlich festhalten können. Wenn alle noch einmal gemeinsam drauf schauen, wird erst einmal so richtig bewusst, was alles passiert ist.
Als Teamleitung moderieren Sie eine Auswertung wie sonst auch. Machen Sie gemeinsam einen Rückblick auf das Jahr. Gehen Sie Ihre Kalender durch und tragen Sie zusammen, was alles passiert ist. Oft waren einzelne Geschehnisse bereits vergessen, und es entstehen überraschende Aha-Momente.
Viel Spaß macht auch immer eine „Liste der Erfolge“.
Mögliche Auswertungsfragen:
- Was (genau) ist alles geschehen in diesem Jahr?
- Was ist gut gelaufen?
- Was hat dazu beigetragen?
- Worauf bin ich/sind wir stolz?
- Wie haben wir in dieser Zeit zusammengearbeitet?
- Was ist vielleicht entstanden, das ohne diese Situation nicht entstanden wäre?
- Was haben ich/wir vielleicht geschenkt bekommen?
- Was ist in den Turbulenzen dieses Jahres vielleicht untergegangen?
- Wovon haben wir profitiert?
- Was wollen wir beibehalten?
- Was wollen wir verändern im nächsten Jahr?
Ich empfehle Ihnen, die inhaltliche Auswertung und die Feier zeitlich voneinander zu trennen oder zumindest eine Pause dazwischen zu machen. Der auf den Bildschirm gerichtete Blick macht Videokonferenzen anstrengender als Präsenztreffen, warum auch oft zu kürzeren Sitzungen geraten wird. Warum sich nicht einfach einmal online Treffen nur zum Feiern ….
Weihnachtsfeier
Gerade dieses Jahr ist es besonders wichtig, einen geselligen und informellen Abschluss zu finden. Das Gute: Es muss nichts perfekt sein. Sich zu treffen und Beisammen zu sein, ist der wichtigste Wert! Es kann schon reichen, etwas zu bestellen, das alle mögen, und einfach entspannt zusammen zu sein, wie es die Regeln erlauben.
Sie arbeiten überwiegend im Home-Office? Dann wäre für Sie vielleicht eine virtuelle Weihnachtsparty etwas. Von der Mottoparty, über gemeinsames Tanzen, zur Gestaltung unterschiedlicher Partyräume bis hin zum Streaming aus einem Studio – im Netz finden Sie viele kreative Ideen und Anregungen für eine virtuelle Weihnachtsfeier.
Aber auch ohne viel Aufwand kann das eine Option für Sie sein. Das Wichtigste sind auch hier die Verbindung untereinander, das entspannte Beisammensein, ein Dank für die gute Zusammenarbeit. Vielleicht symbolisiert in einem Weihnachtsaccessoire, z. B. einer Weihnachtsmütze, einem abgewandelten „Wichteln“, einer „Weihnachtstüte“ mit Kaffee, Obst oder Gebäck oder was immer zu ihrer Kultur passt.
Vielleicht reicht es schon, sich einfach für eine Stunde zu treffen, einen Tee oder Kaffee zu trinken, einander zu zu prosten, gemeinsam eine Kleinigkeit zu essen oder Ähnliches. Auch hier gilt: Das gemeinsame entspannte Zusammensein ist wichtiger als aufwändige Settings.
Anregungen für eine virtuelle Weihnachtsfeier finden Sie in diesem sehr umfangreichen Blogartikel von Katrin Taepke https://www.micestens-digital.de/ideen-fuer-eine-virtuelle-party/
Fazit
- In diesem C-Jahr sind unsere bewährten Rhythmen und Rituale ein Stück ausgehebelt, und es gibt keine richtige Unterbrechung.
- Dadurch besteht die Gefahr sich in permanenten Problemlösungsschleifen auszupowern.
- Wichtig ist, bewusst ein Gegengewicht zu schaffen,
- Diese Punkte helfen dabei: Innehalten, Rückschau, Reflexion, Austausch, Würdigen, Feiern.
- Auch unter social distancing Bedingungen und sogar virtuell lässt sich gut auswerten und feiern.
- Die Verbindung und das Miteinander sind dabei das Wichtigste.
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Herzlichst